Rückschau: Zürich-Tagung 2022
12.05.2022
Tarif- und Vertriebsexzellenz zwischen Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern: Inspirationen von der 15. P&C-Tagung auf dem Zürcher Uetliberg
Über die inhaltsreichen Vorträge der Referenten und die daran anknüpfenden Diskussionen hinaus, nutzten die Teilnehmenden die Zeit für einen intensiven Austausch zu aktuellen Themen, wie der Bewältigung der (Nach-)Pandemie-Herausforderungen. Aus deutscher Sicht lag zudem der Umgang mit dem Neun-Euro-Ticket auf dem Herzen.
Martin Baltes, Geschäftsführer der Innsbrucker Verkehrsbetriebe, Alexander Jug, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Tirol und Jakob Lambert, Geschäftsführer der One Mobility GmbH berichteten davon, wie die gemeinsame österreichische Vertriebsplattform ins Leben gerufen wurde, welche Akteure bereits beteiligt sind und welche Funktionalitäten sich am Fahrgastmarkt bewähren.
Michael Beer, Abteilungsleiter Vertrieb der Berliner Verkehrsbetriebe, berichtete vom Erfolg des während der Pandemie eingeführten VBB-Firmentickets. Der verpflichtend zu zahlende Zuschuss des Arbeitgebers macht das Ticket zu einem wirtschaftlich sehr erfolgreichen Angebot und führte zu langen Wartelisten interessierter Firmen: Firmen sind demzufolge gern bereit, monatlich spürbare Zuschüsse zu den Mobilitätskosten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen. Diese Zuschüsse stellten sich sogar mitten in der Pandemie als verhaltenswirksam heraus. Damit zeigt sich, dass Nutznießer wie Arbeitgeber bereit sind, einen wertvollen Finanzierungsbeitrag zu leisten und sich an der Verkehrswende beteiligen.
Helmut Eichhorn, Geschäftsführer der Alliance Swisspass, führte die Zuhörenden den Weg des direkten Verkehrs – eines landesweit integrierten Tarifs – entlang und zeigte, welche Schritte die Schweizer Branchenakteure bereits absolviert haben und welche in der Pipeline sind, um für ÖV-Nutzende ein Angebot aus einem Guss bieten zu können. Diese reichen von einer einheitlichen Vertriebsplattform über harmonisierte Tarife über Verbundgrenzen hinweg bis hin zu einer einheitlichen Kommunikation.
Frank Bretzger, Leiter Produktmanagement S-Bahn Mitteldeutschland, kündete von den praktischen Erfahrungen bei der Umsetzung kundenfreundlicher Gestaltung der Benutzeroberfläche an und um S-Bahn-Stationen. Herausfordernd hierbei ist, dies in bestehende vertragliche Regelungen und unterschiedlichen Verantwortlichkeiten einzupassen. Auch wenn EVU und Aufgabenträger ein gemeinsames Vorgehen abgestimmt haben, gibt es zahlreiche Herausforderungen mit den Kommunen oder DB Station & Service.
Nach zwei intensiven Tagen blickten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einen angenehm offenen Austausch an einem immer wieder inspirierenden Ort zurück.
Die Inspiration fand nicht nur in der „Tagungsblase“ statt sondern auch im Schienenersatzverkehr mit dem Postauto oder einem überraschenden Stadtspaziergang zu den urbanen Oasen von Zürich, den Reto Schmidt von Fairtiq anführte.
Die inhaltliche Dichte und die gemeinsame Neugier auf einen besseren ÖV sorgten dafür, dass die meisten Teilnehmenden nicht zum ersten und letzten Mal auf dem Uetliberg waren.