Allianz pro Schiene nominiert P&C-Projekt für Verkehrswendepreis
08.11.2024
Biobahnhof Klotzsche nominiert für Sonderpreis Baukultur des Deutschen Verkehrswendepreises 2024
Am 4. Oktober fand in der historischen Wartehalle des ehemaligen Stettiner Vorortbahnhofs in Berlin die Verleihung der Verkehrswende-Preise statt. Diese wurden schon zum zweiten Mal von der Allianz pro Schiene mit Unterstützung des UBA, des Bundesumweltministeriums und der Initiative Mobilitätskultur gefördert.
Preiswürdig waren ausdrücklich nicht Konzepte, sondern konkrete, im Sinne der Verkehrswende erfolgreich umgesetzte Mobilitätsprojekte.
Erstmals gab es einen Sonderpreis „Baukultur“. Sechs spannende Projekte aus ganz Deutschland haben es für diesen Preis ins Finale geschafft und sehr unterschiedliche Impulse für die Verkehrswende gesetzt.
P&C ist stolz, dass es das „Biobahnhof“-Projekt unter die Finalisten geschafft hat und gratuliert dem Sieger, der DB InfraGO! Die DB hat die Bedeutung kleinerer Bahnhöfe wieder entdeckt und ein modulares Konzept „kleiner grüner Bahnhof“ erarbeitet. Damit zeigt sie, dass sie auch kleinere Bahnstationen mit einem neuen Empfangsgebäude aufwerten kann – ein wichtiger Paradigmenwechsel! Bedingung für den Bau dieser modernen Holzbaulösung ist, dass Kommunen oder Länder einen Großteil der Kosten sowohl von Bau und Betrieb übernehmen.
Weitere Finalisten waren die Kombilösung Karlsruhe, der Lichttunnel Miltenberg oder die Plushaltestelle Bad Segeberg.
Gerd Probst hat 2014 das ruinöse Empfangsgebäude Dresden-Klotzsche gekauft, die Sanierung gestartet und ein Nutzungskonzept entwickelt. Anders als bei der DB-Lösung ging es darum, aufzuzeigen, wie die Refinanzierung von Sanierung und Betrieb ohne Fördermittel funktionieren kann und gleichzeitig der Bahnhof so nützlich wird, dass mehr Leute Bus und Bahn benutzen. Auch schön: Ein gefährdetes Denkmal wurde dadurch gerettet und die viele graue Energie in der Gebäudehülle gesichert. Durch die Öffnung des historischen Durchgangs wurden die Wege für viele Reisenden verkürzt und eine neue überdachte Wartemöglichkeit mit Sitzgelegenheiten geschaffen.
Sogar die die Wegweisung ist mehrsprachig – es fahren schließlich Züge nach Polen und Tschechien. Der Verkehrswende-Clou ist nicht nur die gute Verknüpfung von Bus und Bahn, eine neue Car-Sharing-Station oder die erste öffentliche Fahrradpumpe an einem Bahnhof in Sachsen – es ist die Integration nützlicher Wegezwecke in den Bahnhof! Vielfach wird die ÖV-Nutzung erschwert, indem Besorgungen nur noch beim Discounterflachbau am Stadtrand möglich sind. Diese lassen sich schlecht in ÖV-Wege einbauen. Im Biobahnhof Klotzsche mit großem Biomarkt, Fahrradladen und Bio-Bahnhofswirtschaft lassen sich Besorgungen wunderbar in die ÖV-Wegeketten einbauen. Das spart nicht nur unnötige Umwege, sondern sorgt auch für eine bessere ÖV-Nutzung.
Die Reisendenzahlen spiegeln das wider: Auch durch die verbesserten Bahn- und Busangebote stieg die Zahl der Ein- und Aussteiger auf mittlerweile 3.100 pro Werktag. Vor der Sanierung zählte die DB 2.400 Reisende.
Ist das eine Wunderlösung, die sich sofort übertragen lässt? Nein: Meist ist es besser, wenn Kommunen Bahnhöfe erwerben und dauerhaft den Zugriff der Allgemeinheit sicherstellen. Kommunen können die Synergien von der Stadtentwicklung bis zur Verkehrswende immer besser realisieren als private Bauherren.
Hier geht es zum Beitrag der Allianz pro Schiene.
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